„Menschen schenken langweiligen Dingen keine Aufmerksamkeit“
John Medina, Autor von Brain Rules
Wenn du einen packenden Rede-Einstieg möchtest, dann bist du hier richtig.
Und dafür brauchen wir endlich mal NICHTS Neues. Denn es gab bereits so viele gute Einstiege in der Vergangenheit, dass wir uns nur inspirieren lassen müssen.
Eine wichtige Frage noch zum Start:
Hast du Lust, Video-Beispiele zu sehen?
Ich hoffe doch! Denn ich habe dir ein paar erstklassige herausgesucht.
12 Wege, um deinen Vortrag zu beginnen
1. Die goldene Eröffnung
Nach ca. 200 analysierten Reden ist die goldene Eröffnung der Klassiker, der immer funktioniert. Er holt dein Publikum ab – aber nicht mit einem Opel Corsa, sondern einer G-Klasse.
So funktionierts:
[Zeitframe] + [Was] + [Nutzen]
„In den nächsten 4 Minuten, werde ich dir 12 Einstiege für Präsentationen zeigen, mit denen du selbst die skeptischsten Hörer fesselst.“
Beispiel (Der Nutzen ist hier in einer Frage verpackt):
„Ich möchte euch gerne in den nächsten 18 min ein Modell vorstellen, welches vor genau 12 Jahren mein Leben komplett verändert hat. Und hier kommt meine Frage: Wie viele von euch hätten gerne, dass andere Menschen genau das tun, was du möchtest?“
2. Starte mit Stille
Wenn du auf die Bühne kommst, redet immer noch irgendjemand. Eine Flasche wird zugedreht. Die letzten Personen finden ihre Plätze.
Eine extra Pause zu Beginn deines Vortrags, bringt die Aufmerksamkeit dahin, wo sie sein soll – zu dir.
Sage nichts, 3-4 Sekunden reichen meistens aus – schon verstummen die letzten Gespräche und alle hören zu.
Dann kannst du loslegen.
3. Statistik
Hast du eine starke Zahl? Vielleicht eine Zahl, die zeigt, warum dein Thema so wichtig ist oder direkt eine Verbindung zu deinem Publikum herstellt?
Stell dir vor, du wirst über Lungenkrebs sprechen und wie er verhindert werden kann:
„Schauen Sie sich um. Wer sitzt neben ihnen? Würden wir alle morgen die Diagnose Lungenkrebs bekommen, wären sie alle nach 5 Jahren tot. Alle hier in diesem Raum, bis auf die ersten 2 Reihen. Lungenkrebs hat eine Mortalitätsrate von ca. 80 % innerhalb von 5 Jahren.“
Okay, zugegeben, das ist ein heftiges, aber gutes Beispiel.
Ist deine Zahl weniger dramatisch? Auch okay.
4. „Stell dir vor…“
„Stell dir vor, jeder im Publikum hat einen Traum. Etwas, das ihn antreibt. Für dass er bereit ist, richtig Gas zu geben. Vielleicht den Traum von einer erfolgreichen Selbstständigkeit, einem Start-up oder einer Beförderung.
Doch der Weg dahin scheint schwer.
Bis jetzt – denn du hast die Lösung.
Alles, was sie tun müssen, ist DIR zuhören.“
Wenn du es schaffst in deinem Rede-Einstieg, so ein Gefühl auszulösen, hast du gewonnen.
Wer dir glaubt – dass DU den SCHLÜSSEL für seine Träume hast – der wird dir zuhören.
Und das erreichst du über den einfachen Einstieg „Stell dir vor …“
[Stell dir vor…] + [Traumvorstellung] + [Überleitung zum Thema]
Gibt es gemeinsame Wünsche, die dein Publikum vereinen? Dann kann dieser Einstieg der Richtige sein.
Dieser Einstieg öffnet die Tore zu einer gedanklichen Reise. Dein Ziel muss es sein, genau das anzusprechen, was die Personen im Publikum sich wünschen.
Das funktioniert nicht nur mit Träumen, sondern auch mit Problemen, Ängsten, Hoffnungen usw.
5. „Was wäre, wenn…“
Das ist der kleine Bruder von „Stell dir vor …“. Auch hier ist das Ziel den Hörer mitzunehmen auf eine gedankliche Reise, die Emotionen weckt.
Weitere Möglichkeiten sind:
- Wie wäre es, wenn …
- Einmal angenommen …
- Rein hypothetisch …
6. Zitat
Erinnerst du dich, wie dieser Beitrag angefangen hat? Mit einem Zitat. Sie fühlen sich an, als würde Albert Einstein dir eine weise Botschaft ins Ohr flüstern. Zitate bringen Eleganz, Autorität und Glaubwürdigkeit in deinen Rede-Einstieg, ab Sekunde 1.
Meistens braucht es nach dem Zitat aber noch einen 2. Einstieg, denn nur selten machen Zitate klar verständlich, worum es in deiner Rede geht.
Ich finde Kombinationen mit z.B. der goldenen Eröffnung super.
7. Kernbotschaft/Statement
Damit startest du zwar klar, aber auch etwas einfallslos. Ich bin nicht der größte Fan dieses Vorgehens, aber viele andere lieben.
Probiere es selbst am besten einmal aus.
Für einen meiner Kunden hörte sich das so an: „Wer den Austausch zwischen Kulturen in Deutschland stärkt, hilft dabei, die Probleme unserer heutigen Wirtschaft zu lösen.“
Und im Anschluss erklärt er, was das Problem der heutigen Wirtschaft ist und wie ein besserer kultureller Austausch, das lösen kann.
So einfach, so gut.
8. Starte mit einem brennenden Gedanken
Welcher Gedanke, welche Frage oder welche Idee, liegt deinem Publikum auf der Zunge?
Starte, indem du einen allgegenwärtigen Gedanken deiner Hörer ansprichst, das zeigt, dass du sie verstehst. Und von diesem Punkt aus kannst du sie weiterleiten in deine Präsentation.
2 klassische Formulierungen sind:
- Viele von euch, fragen sich gerade …
- Wie kann ich [Ziel] erreichen? Das fragen sich gerade viele von euch. Ich zeige euch jetzt, wie es funktioniert …
9. Steige mit dem Problem ein
Was ist das Problem deines Publikums? Was möchte es unbedingt lösen? Wenn so ein Problem gibt und du direkt im Rede-Einstieg ansprichst, dass du dafür eine Lösung hast, werden dir alle zuhören.
Mit dieser Eröffnung zielst du auf die Ängste der Menschen ab. Das hört sich nicht elegant an, aber es funktioniert. Wichtig ist dabei, das Problem auf die Hörer zu beziehen. Also zu zeigen, wie es ihr Leben direkt beeinflussen kann.
„Das Klima in Deutschland wird seit Jahren trockener. Vielleicht merken wir heute nur, dass die Blumen auf dem Balkon, die Köpfe hängen lassen. Der Rasen nur noch eine braune Fläche ist.
Aber in 2-3 Jahren schon, könnte vielleicht in deinem Zuhause nur noch wenig Wasser aus dem Hahn kommen.
Die gute Nachricht ist, wir haben die Wahl. Wir können es noch verändern und ich zeige euch heute, wie.“
Ron Finley z.B. eröffnet mit dem großen Problem seiner Nachbarschaft. Was dabei leider ausbleibt, ist der Bezug zum Publikum. Aber das macht er durch Humor wieder gut 😉
10. Erzähle eine Geschichte – Storytelling
Starte deine Rede mit einer Geschichte. Und das meine ich auch so. Sofort, ohne eine weitere Einleitung. Das ist erfahrungsgemäß ein Einstieg, der schnell und leicht umzusetzen ist. Dir muss nur eine gute Geschichte einfallen, doch dafür gibt es zum Glück einfache Storytelling-Techniken.
Der vielleicht legendärste TED-Talk überhaupt beginnt genau damit:
11. Umfrage
Nein, keine Zettel ausfüllen, sondern eine Umfrage mit Handzeichen.
Nach dem Motto: „Wie viel von euch haben schon einmal eine Präsentation gehalten und wussten absolut nicht, wie sie einsteigen sollen?“ Dann heben alle die Hand, bei denen das zutrifft.
In den letzten Jahren wurde dieser Einstieg zu häufig genutzt, aber das ändert nichts daran, dass er cool ist.
Statt mit einer lahmen rhetorischen Frage zu starten oder den Gedanken des Publikums, kannst du die Umfrage nutzen, um direkt zu interagieren und eine gute Verbindung zum Publikum aufzubauen.
In diesem Rede-Einstieg kombiniert Kelly McGonigal ein Geständnis mit einer Umfrage. Sehr elegant.
12. Vergleich/Metapher
Die beste Rede, die ich je gesehen habe, beginnt mit einem Vergleich. Schau es dir an, vielleicht so ein Rede-Einstieg auch bei dir möglich.
Beispiel: Dananjaya Hettiarachchi
Warum ist ein guter Vortrags-Einstieg so wichtig?
Ist der Einstieg nur so wichtig, weil man irgendwie einsteigen MUSS?
Nein. Es gibt einen anderen Grund. Es heißt:
Der erste Eindruck bleibt. Und für ihn gibt es keine 2. Chance.
Das unterstreicht auch ein psychologischer Effekt. Er nennt sich Primacy-Effekt und sagt, dass die ersten Informationen, die Menschen z.B. zu deinem Vortrag bekommen, besonders gut erinnert werden.
Das heißt: Wenn der Rede-Einstieg großartig ist, werden sich die Menschen später eher an einen großartigen Vortrag erinnern. Doch ist der Einstieg schlecht … leider auch.
Wie du nicht starten solltest
Es gibt ein paar „Einstiege“, die nicht optimal sind und vor denen ich dich schützen möchte.
1. Es tut mir leid…
Ja, es kann sein, dass du nicht so gut vorbereitet bist, wie du geplant hast.
Ja, es kann sein, dass du sehr aufgeregt bist.
Und ja, vielleicht sehen die Folien durcheinander aus.
Aber das ist kein Grund, sich dafür vor allen zu entschuldigen. Denn vielleicht merken sie es gar nicht. Und das ist ständig so.
Eine Geschichte:
Eine Freundin hat eine Rede gehalten und kam danach kreidebleich zu mir. Sie sagte: „Man, war das peinlich. Ich habe so gezittert.“
Meine Reaktion: „Wirklich?!“ Denn ich hatte davon überhaupt nichts mitbekommen. Und ich saß vielleicht 10 Meter weit weg. Oft nehmen wir als Redner unsere Fehler sehr stark wahr – auch wenn sie es nicht sind.
Deshalb: Sag es einfach nicht.
2. Agenda
Ja, bei der Vorstandssitzung im Vereinsheim kann man das machen. Aber sonst gehört die Agenda – falls eine nötig ist – hinter die Einleitung. Fang erstmal die Aufmerksamkeit ein, wenn sie am höchsten ist, dann kannst du erzählen, wie der Ablauf des Tages ist.
3. Um Ruhe bitten
Ich habe es getestet und es funktioniert. Statt um Ruhe zu bitten und laut rumzuschreien, lass es andere machen. Stell dich lieber auf die Bühne und schweige. Nach wenigen Sekunden merken das die Zuschauer und werden sich gegenseitig zur Ruhe bringen.
4. Die Technik checken
Die Bühne einrichten und den Beamer anschließen ist wichtig. Aber im Idealfall bereits gemacht, bevor du auf die Bühne kommst. Tu es, auch wenn du dafür 20 Minuten vorher kommen musst. Es wirkt professioneller und schafft beste Voraussetzungen, damit du in Ruhe beginnen kannst.
Doch Achtung: Die Rede beginnt schon vor dem 1. Wort
Wir haben jetzt viel über deine ersten Worte gesprochen, doch was ebenfalls einen großen Einfluss hat, ist das davor.
Dein Gang zur Bühne und wie die Menschen dich dabei wahrnehmen.
Wahrscheinlich möchtest du ein souveränes, sicheres und sympathisches Bild von dir abgeben. Dann solltest du genauso wirken, wenn du aufstehst, nach vorn läufst und ggf. die Hand des Moderators schüttelst.
Achte auf ein leichtes Lächeln, eine gerade Körperhaltung und einen starken Schritt.
Du hast eine Mission. Du willst beeindruckend sprechen. Und weißt, du wirst es schaffen.
Was kommt nach dem Rede-Einstieg? – Die ersten 3 Minuten
Du bist bereits bestens ausgerüstet für die ersten paar Sätze. Pass jetzt gut auf, falls du einen längeren Einstieg erschaffen willst, der dich als glaubwürdige Autorität darstellt und dir die Aufmerksamkeit deines Publikums sichert.
Ich spreche von einem Einstieg für Seminare, Vorträge, Reden oder Präsentationen ab ca. 15 Minuten Länge. Für ein Publikum, das dich nicht kennt.
Für diesen Fall habe ich dir eine Struktur, die ca. deine ersten 3 Minuten strukturiert.
1. Der Weg zur Bühne + Stille
Das ist die Basis. Du kennst sie bereits. Gehe selbstbewusst zur Bühne, nimm eine stabile Position ein und schweige zuerst ein paar Sekunden.
2. Der Einstieg deiner Wahl
Dann bringst du deinen Lieblings-Einstieg. Vielleicht einen der 12 Einstiege, die du von mir kennengelernt hast.
3. Name & Thema
Nenne kurz deinen Namen und worüber du sprechen wirst. Nicht ausführlich, sondern nur 1-2 Sätze.
4. Was hat das Publikum davon?
Beantworte, was der Nutzen für dein Publikum ist. Warum sollte dein Publikum dir zuhören? Warum ist es wichtig, was du zu sagen hast?
Im Englischen heißt das: What`s in it for me?
5. Warum du?
Warum bist du die richtige Person für das Thema? Sprich hier kurz über deine Erfahrung in dem Bereich. Es kann vieles sein: Studium, eigene Erfahrungen, Ausbildungen, Erfolge usw.
6. Warum liegt dir das Thema am Herzen?
Und zum Schluss, erzähle, warum dir das Thema am Herzen liegt. Was ist dein Antrieb?
Das holt das Publikum nicht nur auf der fachlichen Ebene ab, sondern gibt vor allem ein gutes Gefühl.
Fazit
Wie fange ich eine Präsentation an? Das weißt du jetzt.
Und du weißt auch, warum der Rede-Einstieg so wichtig.
In meinem beruflichen Alltag schreibe ich Reden für Unternehmer und Selbstständige und dabei kommt es vor, dass ich nicht nur einen einzigen Einstieg teste. Manchmal sind es 3-4, manchmal auch 10. Ich mach’ es einfach so lange, bis ich zufrieden bin und das kannst du auch.
Lege einfach los. Wähle einen Einstieg, der dir sympathisch vorkommt. Und teste.
Ich wünsche dir viel Erfolg dabei und ein begeistertes Publikum.