Storytelling: Wie du fesselnde Storys erzählst

Inhaltsverzeichnis

Was ist Storytelling?

Storytelling bedeutet Geschichten erzählen.

Es macht langweilige Präsentationen zum Highlight des Tages. Lässt Social-Media Posts viral gehen. Und begeistert Menschen von einer Mission.

Storys sind emotional, überzeugend und spannend.

Der Effekt von Storytelling auf ein Publikum, 2 Katzen, eine Katze schaut erstaunt

Aber warum?

Wahrscheinlich, weil sie tief in uns verankert sind und wir sie in Gedanken nacherleben.

Vor 1.000 Jahren waren Bücher noch nicht verfügbar für die normale Bevölkerung. Nur die wenigsten konnten lesen und schreiben. Deshalb wurden Geschichten genutzt, um wichtige Erfahrungen weiterzugeben.

Alle saßen am Lagerfeuer und haben sich Geschichten erzählt. Vielleicht von einem besonderen Kraut, das einen Nachbarn getötet hat. Oder von einem Rudel Wölfe, dass eine nahe Höhle bewohnt.

Sich an Geschichten zu erinnern, war überlebenswichtig.

Wie sind Storys aufgebaut?

Alle Geschichten bauen auf einer simplen 3er Struktur auf:

  • Ausgangssituation
  • Komplikation
  • Auflösung

Andere Story-Strukturen sind nur Weiterentwicklungen. Z. B. die berühmte Heldenreise, die Cinderella-Story oder vom Tellerwäscher zum Millionär.

Der Aufbau einer Geschichte in 3 Teilen: Situation, Komplikation, Auflösung

Storytelling Beispiele

1. Beispiel Harry Potter

  • Ausgangssituation:
    • Harry lebt bei seinen Verwandten, den Dursleys.
  • Komplikation:
    • Er erfährt, dass er ein Zauberer ist und wird eingeladen nach Hogwarts. Dort muss er zahlreiche Herausforderungen bestehen.
  • Auflösung:
    • Er meistert alle Hindernisse und kehrt in den Sommerferien zurück zu seinen Verwandten.

2. Beispiel Alltagsgeschichte

  • Ausgangssituation:
    • Ich bin zuhause.
  • Komplikation:
    • Plötzlich hör ich ein Schlag, als wäre ein Schrank umgefallen. Aus dem Untergeschoss. Der Boden wackelt kurz, dann Stille. Natürlich gehe ich nachschauen, finde aber nichts. Alles in Ordnung.
  • Auflösung:
    • 2 Stunden später, sehe ich in den Nachrichten: Es gab ein kleines Erdbeben in der Nähe. Das muss es gewesen sein. 

3. Werbung

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4. Vorträge/Reden

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Was bringt Storytelling?

Storytelling verkauft

2800% Wertsteigerung durch Storys – das war das Ergebnis eines einzigartigen Experiments.

Dafür wurden kleine Gegenstände gekauft, mit einer Story ausgeschmückt und auf Ebay eingestellt. Das Ergebnis war beeindruckend, die Gegenstände im Wert von 128$ wurden für 3612$ verkauft. Damit ist das Experiment mit dem Namen „Significant Objects“ berühmt geworden.

Ehrlich gesagt … verrückte Ergebnisse.

Viel glaubwürdiger hingegen ist das Experiment der Stanford-Universität an der Spenden gesammelt wurden. Dort wurden 200% mehr Spenden eingesammelt, nachdem sie den Einsatz von Storytelling eingeführt haben.

Wenn du Geschichten erzählst, kann das viel Aufmerksamkeit erzeugen. Und ob es die Verkäufe oder gesammelten Spenden jetzt um 200% oder 2800% steigert, egal – Hauptsache es funktioniert.

Storys bleiben im Gedächtnis – 22x besser

Ein Versuch aus Stanford  hat gezeigt, dass Geschichten 22x besser erinnert werden als Statistiken.

Denn unser Gehirn liebt Storys, weil es Infos damit in einen Kontext setzen kann und wir sie in unseren Gedanken selbst durchleben.

“Die Psychologen gehen davon aus, dass wir uns an Geschichten besser erinnern, weil das Gehirn nicht zwischen einer erzählten Geschichte und einem echten Erlebnis unterscheidet.” (Ward, Barbara 2015)

Das Gegenteil ist Vokabeln lernen. Es sind einfach Worte auf einem Papier, ohne Kontext und Emotion.

Da wundert es mich nicht, dass ich mir die früher nie merken konnte. Aber meine Freundin, kann mir abends minutengenau erzählen, was sie alles an einem Tag gemacht hat.

Wie erzählst du eine Geschichte spannend?

Mach sie emotional

Storys funktionieren immer dann, wenn wir mitfiebern. Beschreibe dafür, was für die Menschen in deiner Story auf dem Spiel steht. Warum ist es wichtig, dass sie ihr Ziel erreichen? So gibst du einen Grund zum Mitfiebern und Hoffen. Und auch wenn es sich einfach anhört: Zeige die Gefühle deiner Charaktere. Ist dein Charakter aufgeregt und wandert nervös von einer Ecke des Raumes zur anderen? Dann erzähl es.

Mach die Reise hart

Bei Der Herr der Ringe, muss Frodo den Ring in den Berg werfen. Das ist das Ziel. Dafür kämpft er mit riesen Spinnen, Orks und verdurstet fast. Nur so wird die Geschichte spannend. Hätte er einfach den Bus nehmen können, wären die Filme nie erfolgreich geworden.
Mach es deshalb deinem Charakter schwer an sein Ziel zu kommen.

Das Geheimnis an der Geschichte ist, …

Ich wette, wenn du einen Film schaust, ahnst du oft, was gleich passiert. Wenn es dann auch genauso kommt, ist das oft langweilig. Deshalb gibt es Geheimnisse, die Spannung erzeugen und oft erst am Ende der Geschichte aufgelöst werden.  

Der Trailer von „Who am I“ ist ein tolles Beispiel, wie ein Geheimnis eingesetzt werden kann. Der erste Satz lautet:

„Ich wollte schon immer ein Superheld sein, aber wenn ich gewusst hätte, wie all das ausgehen wird, wäre ich ein Niemand geblieben.“

Trailer von „Who am I?“

Stark oder? In gesprochenen Geschichten kann sich das auch so anhören:

  • Du wirst nicht glauben, was in Amsterdam war …
  • Jedes Unternehmen braucht Unruhestifter. Aber das habe ich erst gelernt, als…
  • Was ich euch jetzt erzähle, bleibt unter uns…

Achte darauf, dass du nur zum Geheimnis machst, was wichtig ist. Eine Banalität plötzlich als Geheimnis zu verkaufen, wird ein schlechtes Licht auf dich werfen.

Wie unterscheidet sich Storytelling?
(Bücher, Filme, Social Media, Marketing-Kampagnen, Vorträge…)

Jedes Format hat spezielle Möglichkeiten.

Bei Social Media ist die Interaktions-Möglichkeit großartig. Und Geschichten können in einzelnen Posts über Wochen hinweg erzählt werden.

Bei Büchern gibt es meistens keinerlei visuelle Unterstützung. Alles wird beschrieben.

Und bei Vorträgen ist nur wenig Zeit und dein Talent als Redner ist gefragt, um eine Story erfolgreich zu machen.

Was die Storys unterscheidet ist:

  • Die verfügbare Länge und Komplexität
  • Visuelle Darstellung
  • Interaktions-Möglichkeit

Jedes Format hat spezielle Möglichkeiten. Aber Geschichten funktionieren immer gleich. Ob durch Bilder oder Worte.

Wie finde ich gute Geschichten?

Es gibt 3 Optionen:

  1. Du erfindest eine Geschichte.
  2. Du erzählst eine wahre Geschichte von dir selbst.
  3. Du nimmst eine Geschichte von anderen.

1. Geschichten erfinden

Die 1. Option – eine Geschichte erfinden – empfehle ich dir absolut nicht. Außer du bist Schriftsteller oder möchtest es werden. Es ist schwer eine gute Geschichte zu schreiben, sonst hätte ich selbst schon den nächsten Harry Potter verfasst.

2. Selbst erlebte Geschichten

Am einfachsten du erzählst eine Geschichte, die dir selbst passiert ist. Also nichts Erfundenes.

Mache dafür einen kurzen Brainstorm, was du in der Vergangenheit zu dem Thema erlebt hast. Meistens kommen dadurch schon einige guten Ideen zusammen.

Falls du etwas mehr Struktur willst, erstelle einen Story-Zeitstrahl.

Nimm dafür ein großes Blatt und ziehe eine lange Linie. Am linken Ende ist deine Geburt, am rechten der heutige Tag. Und dann trägst du alle Geschichten ein, die dir einfallen, zum richtigen Zeitpunkt auf dem Zeitstrahl.

Eine Storytelling-Timeline auf der Markierungen zu sehen sind, von Geburt bis Heute

Und wenn du richtig Gas geben willst, führe ein Story-Tagebuch. Dort notierst du regelmäßig, deine Erlebnisse und Geschichten. Und nach einiger Zeit hast du eine umfassende Sammlung aus der du nur noch die richtige Geschichte für dein Anlass wählen musst.

3. Geschichten von anderen

Oft kommen uns Geschichten in den Kopf, die wir nicht selbst erlebt haben. Vielleicht eine Fabel, ein Märchen oder die Gründer-Story eines berühmten Startups?

Wenn die Geschichten, die du bei anderen findest, dein Thema besser unterstützen als deine eigenen, dann benutze sie ruhig. Sag nur kurz dazu, von wem die Geschichte kommt oder von wem die Geschichte inspiriert ist, die du erzählst.

Wenn du Geschichten zu einem bestimmten Thema suchst, kannst du als erstes natürlich Google anwerfen. Hier sind Storys leicht zu finden und das ist auch gleichzeitig das Problem. Denn am spannendsten ist Storytelling, wenn es für uns komplett neu ist.

Die Suche nach guten Geschichten

Was ich persönlich am inspirierendsten finde, sind Bücher. Als ich von ein paar Jahren einen Vortrag zu Start-Ups gehalten habe, war dieses Buch hier z. B. Gold wert: „Mission: Startup: Gründer in Deutschland schildern ihren Weg von der Idee zum Unternehmen.“ 300 Seiten voll mit Geschichten.

Vielleicht gibt es etwas ähnliches auch für dein Thema.

Wie kann ich selbst erlebte Geschichten spannender machen?

Edgar v. Gossart schreibt in seinem Buch:

„Wahre Geschichten haben keinen Anfang und wirken ohne Ende.“

Und das stimmt. Deshalb sind die meisten 100% wahren Geschichten kaum geeignet, um sie vor Publikum zu erzählen. Ja, richtig gelesen. Kaum geeignet.

Denn was wir brauchen, ist ein Held, ein klarer Anfang, ein Konflikt und ein klares Ende.

Das bedeutet, wahre Geschichten, müssen modifiziert werden, um spannend zu sein.

Viele unnütze Stellen werden weggekürzt und Emotionen, die vorher kaum bemerkbar waren, werden aufgeblasen, um der Geschichte ihre Spannung und ihren Sinn zu geben.

5 Schritte, um dein Storytelling auf der Bühne zu verbessern:

  1. Was ist die Botschaft? Definiere, warum du die Geschichte erzählst.
  2. Was passiert wann? Skizziere kurz die einzelnen Schritte der Geschichte.
  3. Was lenkt ab? Streiche alles, was nicht zur Spannung und der Botschaft beiträgt.
  4. Verfeinere die Geschichte. Füge Geheimnisse und Cliffhanger ein, mach Emotionen und Hindernisse durch mitreißende Beschreibungen erlebbar (hier).
  5. Übe. Denn wer nicht übt, der nicht gewinnt.

Wahrscheinlich machst du das bereits automatisch. Professionell und zuverlässig funktioniert das am besten mit Erfahrung und Fingerspitzengefühl.

Am besten kannst du es lernen, indem du deine Geschichte bevor zu sie erzählst, zuerst einmal aufschreibst. Was ist für die Geschichte wichtig? Was ist der Konflikt? Und warum willst du sie überhaupt erzählen?

So kannst du besser beurteilen, was essentiell ist für den Aufbau und so die Dramaturgie modellieren.

Storytelling in Präsentationen, Vorträgen und Reden

Wenn du mit dem Gedanken spielst Geschichten in eine Präsentation einzubauen – sehr gut. Es wird sie spannender machen und dich deutlich absetzen von den staubtrockenen Inhalten der anderen.

Geschichten in Präsentationen sind meistens kurz. Kaum 2 Minuten lang. Das liegt vor allem daran, dass nur wenig Zeit ist. Denn wer hat schon 20 Minuten Zeit, um eine Geschichte in voller Länge zu erzählen?!

Der Aufbau ist oft derselbe wie im Video oben gezeigt (hier).

Was zudem wichtig ist:

  • Erzähle eine Geschichte nur, wenn sie eine wichtige Botschaft vermittelt! Nur Comedians erzählen Geschichten allein, weil sie unterhaltsam sind.
  • Nenne diese Botschaft am Ende der Story. Nach dem Motto: Warum ich das erzähle, ist…
  • Erzähle sie nicht nur, sondern lebe sie. D. h. erzähle die Story so lebendig und mitreißend, wie du sie an einer Bar um 1 Uhr morgens erzählen würdest. Deine Zuschauer werden es lieben.

Fazit

Storytelling ist unersetzlich, um etwas spannend zu machen, Emotionen auszulösen und damit im Gedächtnis zu bleiben.

Wenn du Storytelling lernen willst, suche dir am besten ein Buch, ein Onlinekurs oder ein Coach, der dir weiterhilft. Wichtig dabei ist, dass es genau um deine Branche geht, bzw. deinen Einsatzzweck. Sonst kann es schwierig sein, die Erkenntnisse auf deinen Bedarf zu übertragen.

Wenn du jemand suchst, der dich dabei unterstützt Storytelling in Präsentationen, Vorträgen oder Seminaren wirkungsvoll einzusetzen, dann schau dir gerne mein Angebot an.

Ich wünsche dir viel Spaß und Glück, beim Lernen.

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