Rede schreiben in 4 einfachen Schritten

Inhaltsverzeichnis

Eine Rede schreiben ist wie eine Statue aus Lehm bauen.

Es ist nicht wichtig einen riesigen unförmigen Haufen zu produzieren. Sondern die richtige Menge in eine ästhetische Form zu bringen 😉

EIne illustrierte Person, die auf einen fragenden Blickes auf einen Haufen aus Lehm schaut

In der heutigen digitalen Welt sind Reden das vielleicht bewährteste und meist unterschätzte Mittel zur Überzeugung überhaupt. Rechnen wir einfach mal:

Stell dir vor, du sprichst vor 100 Menschen und hältst eine beeindruckende Rede über 10 Minuten. Wenn du stattdessen mit jeder Person einzeln sprechen würdest, wären das 16,5 Stunden. Also ich hätte keine Lust 16,5 lange Stunden immer wieder das gleiche zu erzählen …

Und das ist nur der zeitliche Aspekt. Reden können deine Karriere beschleunigen, Hochzeiten einmalig werden lassen und Menschen von deiner Herzensbotschaft überzeugen.

Hier lernst du NICHT es zu versuchen. Du lernst es umzusetzen. Lass uns schauen, was dafür wichtig ist.

Der Prozess des Redeschreibens

Wie fange ich an, eine Rede zu schreiben?

Bestimmt hast du schon ein Thema und ein paar Ideen im Kopf, wie du deine Rede starten kannst. Vielleicht hast du schon ein Einstieg geschrieben. Sehr gut, das hilft dir später weiter. Doch jetzt leg das erstmal zur Seite.

Zum Schreiben sollten wir uns nämlich gut vorbereiten. Warum? Weil es verdammt lange dauert, viel länger als alles andere. Und deshalb sollten wir uns gut überlegen, was wir schreiben wollen, bevor wir es tun.

Dafür ist als Erstes wichtig:

#1: Wie lange soll die Rede werden?

Für die meisten Reden für Abschlussfeiern, Hochzeiten, Ansprachen vor Mitarbeitern usw. sind 4-5 Minuten völlig ausreichen.

Bühnenreden wie bei TED und Greator gehen 17-20 Minuten.

Professionelle Reden von gebuchten Rednern gerne auch länger.

Aber wie viel ist das als geschriebener Text?

Wie viele Wörter pro Minute brauche ich?

Um deine Redezeit zu berechnen und herauszufinden, wie viel du dafür schreiben musst, schätze dich als erstes selbst ein. Denn eine Rede mit 1000 Wörter kann unterschiedlich lange gehen, je nachdem wie schnell du sprichst.

Bist du Schnell-Sprecher, Langsam-Sprecher oder irgendwo in der Mitte:

  • 90 Wörter pro Minute (langsam)
  • 130 Wörter pro Minute (durchschnittlich)
  • 160 Wörter pro Minute (sehr schnell)

Rechne aus, wie viele Wörter du schreiben musst:

Rechner

Schätze einfach ungefähr, wie schnell du sprichst und rechne aus, wie viele Worte du ca. vorbereiten musst. Ob das letztendlich perfekt zutrifft, musst du testen – schließlich sind nicht alle Worte gleich lang, gleich schnell gesagt usw.

#2: Wer hört dir zu und sitzt im Publikum?

Mach eine kurze Liste von Personen, die zuhören werden. Das kann „Onkel Albert und Familie“ sein oder klassische Zielgruppen, wie „Familienväter, die im Business und in der Familie erfolgreich sein wollen, 35-45 Jahre alt …“

Das hat einen einfachen Grund: So vergisst du niemanden.

Später kannst du dadurch passendere Beispiele geben, die Probleme und Wünsche der Leute ansprechen und alle fühlen sich abgeholt. Alle sind happy.

#3: Was willst du erreichen? Was ist dein Ziel?

Ein Ziel gibt dir Orientierung. Und du kannst von ihm ableiten, was du sagst. D. h., wenn du bisher thematisch durch die Gegend getorkelt bist, dann solltest du jetzt genau lesen.

Mache dafür einen kurzen Brainstorm. 3 Minuten sollten reichen.

Deine Aufgabe ist herauszufinden, was du mit deiner Rede erreichen willst. Willst du 5 Kunden gewinnen? Willst du, dass dein Partner stolz auf dich ist? Dann schreib es auf.

Wichtig dabei ist, dass deine Ziele nicht zu oberflächlich werden. Nicht optimal sind Ziele, wie:

  • Eine gute Rede halten
  • Das Publikum überzeugen
  • Überleben

Wenn du weiterfragst: „Warum? Wozu? Wie?“, kommst du zu guten Zielen. Warum will ich eine gute Rede halten? Weil ich mich dabei als Experte positionieren kann und Menschen mich öfter buchen.

Wenn du willst, kannst du auch SMARTE – Ziele stecken. „Durch mein Vortrag am Mittwoch 24.4.2023 buchen 4 Neukunden mein vorgestelltes Programm.“

Ich mache das aber nur selten, weil es oft schwierig ist nachzuvollziehen.

Rede schreiben: 4 Schritte, damit du stolz von der Bühne gehst

Recherche aus unterschiedlichen Quellen wie Google, Bücher, Erinnerungen, Podcasts usw. ergeben eine gute Basis für dein Redeskript
YouTube player

#1: Inhalte finden/recherchieren

In meiner Arbeit als Rede-Coach und Copywriter schreibe ich viel. Und manchmal sitze ich vor meinem Blatt und habe keine Ahnung, was da drauf soll.

Warum?

Weil ich einfach keinen Content habe. Und das ist auch der größte Fehler, der beim Reden schreiben gemacht wird: Es wird direkt angefangen zu schreiben ohne zuerst Inhalte zu sammeln.

Was du suchst, sind:

  • Ideen
  • Geschichten
  • Metaphern
  • Zitate
  • Beispiele
  • Argumente
  • Statistiken

Das können eigene Geschichten, Ideen usw. sein, aber natürlich auch viel von anderen. Und das ist absolut okay. Wichtig ist nur keine 1:1 Kopie zu sein, sondern aus vielen externen Quellen und der eigenen Erfahrung etwas Neues zu erschaffen.

Kobe Bryant sagte, dass er seine Moves bei anderen Spielern geklaut hat. Ein Zitat von David Bowie lautet:

„Die einzige Kunst, mit der ich mich beschäftige, ist die, bei der ich klauen kann.“

Und ja, was ich hier schreibe, habe ich auch nicht alles selbst erfunden.

Überzeugt? Dann geh auf die Suche und sammle alles Sinnvolle, was du finden kannst.

Für meine Sammlung benutze ich gern Post-It’s oder die Software Miro.

#2: Die Rede aufbauen und strukturieren

Gesammelte Notizen werden ausgemistet und strukturiert, so ergeben sie die Grundstruktur dzum Rede schreiben

Nachdem du ein großes Chaos veranstaltet hast und viele Inhalte gefunden, wird es Zeit aufzuräumen. Also, die Rede aufbauen und strukturieren, damit du anschließend mit einem klarem roten Faden schreiben kannst.

Deshalb: sortiere deine Inhalte in Gruppen. Alles, was zusammengehört, kommt auf einen Haufen.

Und das Unbrauchbare kommt raus.

Vielleicht merkst du auch, dass einige Punkte dir cooler vorkommen als andere – das ist ganz normal. Sortiere sie erstmal nach ihrer Wichtigkeit. Und wenn du später merkst, dass du zu viele hast, kannst du aussortieren.

Wenn du schon öfter über den Begriff Kernbotschaft oder Botschaft gestolpert bist: Das sind nichts anderes als „prägnante Überschriften“ deiner gesammelten Themen. D.h. nimm dir einen Haufen und überlege dir, was wohl die grundlegende Aussage dahinter ist. Schon hast du deine Botschaft.

Der Anfang: Wie starte ich die Rede?

„Nimm alles, was du kriegen kannst und gib nichts wieder her.“, hat Captain Jack Sparrow schön gesagt. Bei ihm sind es Schätze, bei uns ist es die Aufmerksamkeit des Publikums.

Und wie?

Naja, was interessiert dich denn, wenn jemand eine Rede hält? Oder andersrum: Was öffnet das Tor der Unendlichen Langeweile?

Bitte gib den Leuten keine Schlaftabletten, nach dem Motto: „Schön, dass Sie alle so zahlreich erschienen sind. Ich bin sehr dankbar heute hier zu sein. Mein Name ist [XYZ] und ich [bin ja so wichtig. Guck hier mein Lebenslauf] …“

Professionelle Redner nennen das gerne den German Approach – den deutschen Ansatz.

Die Gesetze für einen spannenden Einstieg sind:

  • Gesetz Nr. 1: Sag etwas Neues! Keine Floskeln.
  • Gesetz Nr. 2: Halte den Einstieg kurz – ca. 10% deiner Redezeit.
  • Gesetz Nr. 3: Sag kurz, warum und über was du sprichst.

Das ist die Basis. Manchmal ist es sinnvoll den eigenen Namen zu nennen. Manchmal ist eine Geschichte gut, die dich mit dem Publikum verbindet. Am einfachsten du nimmst eine Info aus deiner Recherche, die neu ist und dein Thema gut einleitet. 

Es gibt ein kleines Buch: „Wie fange ich eine Rede an? 100 Ideen für 1000 eigene Anfänge.“ Und nein du brauchst das nicht kaufen. Ich will damit nur sagen: Es gibt unzählige Möglichkeiten.

Doch wichtig sind nur die 3 Gesetze.

Der Hauptteil: Wie sortiere ich meine Inhalte?

Das ist erstaunlich einfach. Schau dir deine Inhalte an, dein Ziel und dann welche Struktur am besten zu deiner Rede passt:

YouTube player

  • Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft (oft für Feiern, Hochzeiten, Mitarbeiter-Ansprachen)
  • Problem – Lösung – Weg (oft für Pitches, Webinare)
  • Ist – Soll – Weg
  • Pro – Contra – Fazit
  • Behauptung – Begründung – Beispiel (auch mehrmals hintereinander möglich)
  • Zeitpunkt A – B – C
  • Ort A – B – C

Nimm also deine recherchierten Inhalte und setze deinen Hauptteil sinnvoll zusammen.

Wie du einen starken Rede-Abschluss erschaffst

Der zweitwichtigste Part deiner Rede. Klassisch auch ca. 10% deiner Redezeit. Eine Zusammenfassung ist hier der Klassiker. Du bringst also nochmal auf den Punkt, was in deiner Rede wichtig war.

Eine Botschaft aus einer meiner Reden ist: „Erschaffe etwas Unvergleichbares, denn es reicht nicht Durchschnitt zu sein.“ Solche klaren Botschaften kann man wörtlich wiederholen. Durch die Wiederholung verankern sie sich eher im Gedächtnis deines Publikums.

Aber falls du so ein klares Statement nicht hast, vermeide es dich wörtlich zu wiederholen – sag es nochmal, aber in anderen Worten.

  Dafür kann ich dir 3 elegante Wege empfehlen:

  • Der Zitat-Abschluss:
    • Er klingt elegant und ist einfach. 2 Minuten Recherche, schon habe ich ein passendes gefunden. Wie wäre es denn mit: „Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert.“ Oscar Wilde, Schriftsteller. Nicht schlecht, oder? Ein schöner letzter Satz.
  • Das Bookend-Closing
    • Du beziehst dich am Ende nochmal auf den Einstieg. Das gibt ein Gefühl von Professionalität, ein Gefühl von: Wow, der hat sich echt Gedanken gemacht.
  • Die Frage
    • Du schließt deine Rede gar nicht komplett ab, sondern beendest sie mit einer Frage. „Erschaffe etwas Unvergleichbares. Ich habe dir gezeigt, wie das funktioniert. Die Frage ist jetzt nur: Was erschaffst du?“

#3: Das Rede schreiben selbst

Reden halten ist wie Ballett. Und wie sieht Ballett beim Auftritt aus?

Leicht und elegant, oder?

Doch was man nicht sieht, sind die vielen Trainings-Stunden in den Turnhallen, der Druck und der Drang zur Perfektion.

Worte zu schreiben, die elegant und leicht wirken, ist schwierig. Selbst für professionelle Texter kann das schwer sein. Deshalb möchte ich dir 3 Shortcuts zeigen, die dich in kurzer Zeit so gut machen wie möglich, ohne dass du dich in Details verlierst.

  1. Lass uns mitfühlen
    • Sind wir ehrlich: Wir lieben Gefühle. Und kommen keine vor, ist das wie Gummibärchen in grau. Stell dir deshalb immer wieder die Frage: Was halte ich von meinem Inhalt? Wie finde ich das? Was für ein Gefühl hat die Geschichte in mir ausgelöst? Wie habe ich mich da gefühlt?
  2. Schreibe wie du sprichst
    • Das ist ein guter Rat, egal was du schreibst. Würdest du den Text auch genauso sagen, wie du ihn aufgeschrieben hast? Oft sind Sätze zu lang, zu kompliziert oder zu voll mit Konjunktiven (könnte, dürfte, hätte, würde).
  3. Sag es einfach
    • Gehe deinen Text durch und prüfe, ob jeder Satz einfach verständlich ist. Keine komplizierten Fachausdrücke und … keine ewig langen Sätze. Gesprochene Sätze sollten maximal 14 Worte lang sein.

#4: Deine Rede optimieren

In Schulnoten ausgedrückt, ist der erste Entwurf meistens eine 4. Du hast bestanden! Yes.

Und wenn du jetzt aufhörst zu lesen, ist das okay. Aber wenn du dein Publikum begeistern willst, fängt der Spaß erst richtig an. Denn jetzt geht es um testen, vergleichen und darum zu beweisen, wie gut deine Worte wirklich sind.

Meine Erfahrung hat gezeigt, mach Folgendes und du bekommst die besten Ergebnisse:

  1. Schreibe einen schnellen ersten Entwurf. Ist besser als: löschen, schreiben, löschen, schreiben … Du hast ein schnelles Ergebnis, das ist gut. Und du behältst den Blick fürs große Ganze, das ist auch gut.
  2. Lies ihn laut vor und markiere Stellen, die du überarbeiten möchtest. Es muss nicht kunstvoll und geschwollen sein, aber dafür laut und deutlich. In diesem Schritt willst du herausfinden: Wie ist der Flow? Gibt es offensichtliche Fehler? Könnte ich stilistisch noch etwas verbessern? Markiere, was dir auffällt und überarbeite anschließend alles gesammelt.
  3. Sprich den Text vor, wie du ihn auch live sprechen würdest. Im Stehen, wenn du später auch stehen wirst. Laut und deutlich, mit Betonung in der Stimme und einer natürlichen Pausensetzung.
    • Das Ziel ist ein Gefühl zu bekommen, für die beste Art die Rede zu sprechen. Es geht also gar nicht darum den Inhalt weiter anzupassen. Sondern um deine Performance als Redner.
    • Ein kleiner Extra-Tipp: Nimm dich mit dem Handy auf und schau es dir anschließend an. Mir und vielen meiner Kunden hat das geholfen, lebendiger und natürlicher zu sprechen – vielleicht ja auch dir. 

Fazit

Schöne Statuen sind viel Arbeit. Eine gute Rede schreiben auch.

Es ist die Kombination aus Recherche, Struktur, Schreib-Fähigkeiten und Performance, die den Erfolg ausmacht. Deshalb sind gute Reden so selten und so viel harte Arbeit. Die Kunst liegt im Detail.

Doch wenn du bis hierher gelesen hast, bin ich mir sicher, dass du weißt: Es lohnt sich.

Es lohnt sich, denn eine gute Rede ist die Chance auf einen besonderen Moment. Vielleicht ein Moment des Lernens, der Inspiration oder Dankbarkeit.

Es lohnt sich, denn es ist die Macht dein Leben, die Welt und deinen Kontostand zu verändern.

Also leg endlich los, deine Rede zu schreiben!

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Lass uns deine Rede gemeinsam ausarbeiten!

Seit 2014 halte ich Reden und coache andere.

Lass uns gemeinsam eine Rede erschaffen, die gefeiert wird -von dir und deinem Publikum.

t234 HeikoKlien

Ich freue mich auf deine Nachricht, damit wir loslegen können.
Beste Grüße Heiko Schaible